Donnerstag, 10. Mai 2012

Das ökologische Feigenblatt

Das Feigenblatt wird von Journalisten und Bloggern gerne als Metapher verwendet. Eine einfache Google-Suche mit dem Stichwort "Ökologisches Feigenblatt" liefert über 27.000 Ergebnisse. Doch ist dieses so gebräuchliche Bild des seine Scham bedeckendenUmweltsünders eigentlich in Sich stimmig?

Dazu betrachten wir zunächst die Geschichte hinter dem Symbol des Feigenblattes und schauen uns dann an, aus welcher Weltsicht heraus sich ein Leser solcher Feigenblatt-lastigen Artikel heraus der Symbolik nähert.

Die Scham ist die Öko-Sünde und das Feigenblatt ist in der Regel ein Lippenbekenntnis zu grün angehauchtem Verhalten. So kann sich aktuell Mazda mit dem Feigenbaltt des im angel-sächischen Raum bekannten Hüter des Waldes - dem Lorax - schmücken


Hübscher Spot. Wie schützt Autofahren eigentlich nochmal Bäume?

Wikipedia beschreibt die gebräuchliche Bedeutung der Metapher sehr eingänglich. Ich empfehle, den Link kurz zu öffnen und den Artikel zu überfliegen.

Wir bedecken mit dem Feigenblatt unsere Scham. So sagt es das Bild. Doch das Bild ist schief und hinkt dabei auch noch als Vergleich. Oder so.

Die Feigenblatt-Metapher bedient sich christlicher Symbolik. Adam und Eva aßen vom Baum der Erkenntis und wurden sich ihrer Nacktheit bewusst und schämten sich dafür. Was bedeute das eigentlich? Adam und Eva waren im Paradies unter Gottes Anleitung, wollten sich aber davon frei machen und entschlossen sich, selbst zu denken. Die erste Sünde, die die Menschheit ins Verderben führte, so die Geschichte.

Egal wie man es dreht und wendet, als religiöser Mensch oder als Atheist, mit dem Vergleich zu umweltverschmutzenden Großunternehmen kann man kaum glücklich sein.

In jedem Falle werden die Unternehmen in der Feigenblatt-Analogie durch Adam und Eva repräsentiert.

Als Atheist würde man das ganze so deuten können: Adam und Eva sind zwei schlaue Unternehmer, die bewusst und eigenständig entscheiden wollten. Mit der ersten freien Entscheidung lernten sie aber auch, ihren Verstand zu benutzen und erkannten sehr bald, dass sie nackt waren, bzw. der Umwelt mit ihrem Unternehmertum schadeten. Nun kann man als Unternehmer das schädliche Verhalten (die Scham) ändern, oder es verbergen. Letzters rechtfertigt die Verwendung des Feigenblattes. Ersteres wäre, folgte man der Metapher, eine Kastration, eine Entmannung. Und welches Unternehmen lässt sich schon gerne entmannen, wurde es doch gerade zum eigenständig Handelnden.

Ein vernünftiger Unternehmer benutzt also immer das Feigenblatt, wenn er denn Atheist ist. Und schadet damit wissentlich und ganz männlich-logisch der Umwelt. Ihm das zum Vorwurf zu machen, wirkt aus Unternehmersicht lächerlich. Soll er sich etwa kastrieren lassen?

Als gläubiger Christ ist man nach dem Essen der Frucht ein Sünder. Man hat sich gegen ein höheres Wesen gestellt und der Natur geschadet, in dem man sich als Unternehmer angemaßt hat, selbst zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Man versündigt sich gegen seinen Herrn und damit auch gegen die Natur. Man fügt ihr bewusst schaden zu, und als christlicher Unternehmer gibt es nun nichts logischeres, als diese Sünde hinter einem Feigenblatt zu verstecken, nicht wahr? Folgt man der Metapher konsequent, ist sich ein Unternehmen, was sich gegen Gott und die Natur versündigt hat, nun dessen gewahr und versteckt sich, da es falsch gehandelt hat. Im nächsten Schritt müsste das Unternehmen allerdings wie Adam und Eva auch erkennen, dass nun der beschwerliche Weg beginnt, sich Gott gegenüber demütig zu verhalten, um wieder in seine Gunst und somit zurück ins Paradies zu gelangen. Wenn also ein christlicher Unternehmer das Feigenblatt zr Hilfe nimmt, um seine Sünde zu verstecken, dann ist das doch nur eine Übergangslösung, um bis zum Erreichen des ursprünglichen, jungfräulichen paradiesieschen Zustandes nicht ganz so nackt da zu stehen.

Das Bemühen der Unternehmer, sich wieder mit der Natur gutzustellen, dass ist allerdings nicht mal erahnbar für denjenigen, der ihr Feigenblatt erstmal entdeckt hat. Ob es ein Unternehmen gibt, das sich im Bild des christlichen Betrachters analog zu Adam und Eva verhält, ist also mehr als fraglich.

Die Scham, also die Nacktheit als solche, über die haben wir dabei noch gar nicht gesprochen. Bewegen wir uns ein wenig aus der Metapher hinaus, stellt sich doch die Frage, ob die christliche Symbolik überhaupt geeignet ist, das Verhalten von Konzernen abzubilden, die sich durch winzige Pseudo-Bemühungen den Anschein des umweltbewussten Akteurs verleihen wollen. Die Scham, die Nacktheit von Adam und Eva, ist doch nur innerhalb der monotheistischen Mythologie überhaupt relevant. Wer sich gedanklich und weltanschaulich außerhalb dieser Sphären bewegt, wird sich sofort fragen, was denn an dem Symbol der Nackten verwerflich sein soll. Ein die Umwelt schädigendes Unternehmen ist in diesem gedanklichen Setting nichts verwerfliches, sondern ein natürlicher Zustand. Die FDP kann frohlockend nackig durch den Wald tanzen, wenn dem so ist.

Je nachdem also, wie man sich der Symbolik durch seine persönliche Weltanschauungs-Brille nähert, ergibt sie eine etwas andere Konsequenz. Entweder ist man christlich-abendländisch geprägt und trotdem Atheist. Dann ist ein Feigenblatt zum Verstecken von Umweltsünden nur konsequent, da die Alternative das Aufgeben der unternehmerischen Freiheit ist. Oder man ist ein überzeugter Christ. Als solcher muss man den Unternehmen unterstellen, dass sie auf dem richtigen Weg zurück ins Paradies sind, wenn sie erstmal ein Feigenblatt tragen. Wenn man die Welt durch die Augen eines Menschen sieht, der Nacktheit nichts als Scham sondern als natürlichen Zustand betrachtet, dann gibt es in der Feigenblatt-Metapher keine Umweltsünde, und ein Unternehmen, dass der Umwelt schadet, tut nichts böses, sondern macht sich nur lächerlich, weil es ein unnützes Feigenblatt umhat.

Einfache Platitüden und gemeine Flosskeln sollten anspruchsvollen Journalisten ohnehin ein Gräuel sein. Aber wenn die Metapher in sich so unschlüssig ist, warum wird sie dann so oft verwendet?

Samstag, 25. Februar 2012

Fahrradsicherheit

Das wichtigste bei einem Kommentar zu Fahrraddiebstählen sind die Zahlen. Also fangen wir damit gleich mal an.

Jährlich werden in Deutschland etwa 350.000 Fahrräder gestohlen (BKA). Der Allgemeine Deutsche Fahhrad-Club (ADFC) rechnet uns diese Größe in eine greifbarere Zahl um, denn dieser Wert der gemeldeten Fahrraddiebstähle bedeutet, dass fast 1000 Fahrräder am Tag gestohlen werden. Das klingt natürlich nach viel. Um ein wenig Spaß mit Statistik zu haben, kann man auch die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, mit der einem Bundesbürger ein Fahrrad pro Jahr geklaut wird (0,4%). Die Wahrscheinlichkeit steigt natürlich a) wenn man ein Fahrrad besitzt, b) wenn man ein wertvolles Fahrrad besitzt, c) wenn man sein Fahrrad nicht oder nicht richtig anschließt und bestimmt auch d) wenn man in der Stadt wohnt, wo viel mehr Menschen wohnen, die potentiell ein Fahrrad stehlen könnten. (Mehr Spaß mit Zahlen gibt es auf der ADFC-Seite in einem Statistik-pdf.)

Damit einem nie ein Fahrrad geklaut wird, darf man also keines besitzen. Mir ist schließlich auch noch nie ein Ferrari geklaut worden.

Doch bevor wir uns in eine "Besitz engt ein" Debatte verlieren fragen wir uns doch lieber, was man als Fahrradbesitzer tun kann, um die Wahrscheinlichkeit dafür zu verringern, dass einem ein Fahrrad entwendet wird.

Es gibt eine Menge Tricks und Kniffe, soviel sei gesagt. Wir werden uns gleich ein paar Videos dazu anschauen. Doch zunächst schauen wir nochmal zu meinen obigen Punkten.

Je wertvoller ein Rad, desto lohnender ein Diebstahl. Was wertvoll bedeutet, muss man aus Sicht des Diebes betrachten. Wenn ich mein teures Fahrrad also für Diebe unattraktiv (=hässlich) mache, dann ist das eine feine Sache. Diese Maxime habe ich bei meinem bewährten Stadtflitzer lange beachtet, und ich habe das über 1000,- € teure Rad seid über 10 Jahren, und es stand schon öfter nachts draußen.

Natürlich stand es nicht unangeschlossen draußen. Einmal (!) habe ich es unangeschlossen vor einem Imbiss stehen lassen und im Nu wurde es von einem Passanten beäugt. Erst als ich ihn darauf ansprach, dass ich - der Besitzer - nur zwei Meter entfernt stehe und das Rad sehe, und ihn auch, räusperte er sich verlegen und gab mir den Rat, es immer abzuschließen. Ich höre nun auf den unbekannten netten Helfer.

So oft hat man es gehört, und es ist so simpel. Schließt euer Rad immer an. Wirklich immer. Keine Ausnahme.

Der Rest ist Technik, und zwar die richtige. Es gilt auch hier wieder, sich in den Dieb hineinzuversetzen. Alles was man abnehmen oder abschrauben kann, kann auch gestohlen werden. Ein sehr gutes How To Video kommt von der London Cycling Campaign.


Wenn man möglichst umständlich fast am Boden krauchen muss, um den Schlüssel ins Schloss zu stecken, muss ein Dieb auch umständlich sein Werkzeug von unten in das Schloss buxieren. Nur so als Tipp. Ein Spiralschloss, das aus Draht gesponnen ist, kann man mit fast jeder Zange knacken. Besonders schnell geht es mit einer großen Zange, also einem Bolzenschneider. Ein Buttermesser für Spiralschlösser.


Vernünftige Schlösser wie in dem ersten Video kosten natürlich einiges. Da kommt man leider nicht drum herum. Der ADFC zertifiziert Schlösser verschiedener Hersteller. Das Logo des ADFC ist also beim Kauf ein guter Hinweis darauf, ob es sich um ein vernünftiges Fahrradschloss handelt oder nicht. Meine persönliche Empfehlung geht immer hin zu hochwertigen Bügelschlössern, die groß genug sind, um den Rahmen und das Hinterrad gleichzeit an einen festen Gegenstand zu schließen, so wie im Video der London Cycling Campaign gesehen. So angeschlossen ist innerhalb des Schlossbügels sehr viel Metal vom Fahrrad und vom festen Gegenstand, sodas ein Dieb kein Werkezeug zwischen den Bügel bekommt, um das Schloss auseinanderzuhebeln.

Und nun eine kleine Demonstration, um zu testen, was wir bisher gelernt haben.


Gut: fester Gegenstand. Schlecht: Schlechtes Bügelschloss, Bügelschloss nicht direkt ums Hinterrad gelegt, und das schlimmste: Spiralkabel. Warum kann man die eigentlich noch kaufen? Bei Amazon kosten Bolzenschneider übrigens nur 80,- Euro.

Feste Gegenstände bestehen übrigens nicht aus Holz. Es sei denn, es handelt sich um dicke Bäume.

Hochwertige Schlösser sind nicht nur teuer, sonder auch schwer. Das kann seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringen. Eine Lösung ist es, das Schloss am Ziel zu parken, zum Beispiel am Fahrradbügel vor dem Arbeitsplatz. Eine andere Lösung kann es sein, statt zwei guter verschiedener Schlösser (immer die beste Kombi!) nur ein richtig gutes Schloss dabei zu haben und die abschraubbaren Teile mit Pitlocks oder ähnlichem zu sichern. Die herkömmlichen Verbindungsbolzen am Rad, die mit Schnellspannern oder Schrauben befestigt sind, werden durch Bolzen ersetzt, die nur mit einem passgenauen sogenannten Pit zu öffnen sind. So schleppt man kein zusätzliches Gewicht mit sich rum.

Treehugger erklärt uns noch, wie man sein Fahrrad schön hässlich macht, um es unattraktiv erscheinen zu lassen. Es gilt auch zu bedenken, dass viele Fahraddiebe der Beschaffungskriminalität erlegen sind. Aus Sicht eines solchen Fahrraddiebes erklärt uns dieser The Guardian Artikel, wie man sein Rad sicher anschließt.

Nichts ist nirgends wirklich niemals sicher, egal wieviel Schlösser man mit sich spazieren fährt.



Vielleicht hilt dann eine Versicherung. Radschlag.de  und auch der viel zitierte ADFC haben hierzu einiges zusammengetragen. Meine Meinung zu Versicherungen ist stark von meinem Studium geprägt. Da habe ich doch tatsächlich mal gelernt, dass die Wahrscheinlichkeit des Schadensfalls mit der Schadensumme multipliziert wird, um den Versicherungsbeitrag zu ermitteln. Nach meinem Verständnis kann ich das auch selbst machen und das Geld monatlich aufs Sparbuch packen. Wird mein Rad dann geklaut, habe ich sogar noch Zinsen für meine Beiträge bekommen, und nicht die Versicherungsmakler bezahlt. Wird das Rad nicht geklaut, kann ich mir ein zweites oder etwas anderes Schönes kaufen. (Das Prinzip funktioniert natürlich nur bei Schäden, deren Umfang man klar abgrenzen kann. Kranken- und Haftpflichtversicherungen sichern Schäden ab, die über den Preis jedes Fahrrades hinaus gehen.) Hier muss jeder selbst überlegen, wie er zum Grundgedanken der Versicherung steht, und gut rechnen.

Um ein gestohlenes Fahrrad überhaupt wiederfinden und als sein eigenes identifizieren zu können, muss man es vor dem Diebstahl unverwechsel- und nachweisbar zu seinem eigenen machen. Dazu braucht man ein Foto des Rads, eine Beschreibung der Unterscheidungsmerkmale, einen Kaufbeleg mit der Rahmennummer darauf und am besten noch eine polizeiliche Codierung. Codierte Fahrräder lassen sich schlechter weiterverkaufen und können bei Auffindung durch Behörden dem Eigentümer zugeordnet werden. Die Berliner Polizei informiert dazu auf berlin.de. Mikael Colville-Andersen, Fahrradblogger aus Kopenhagen, testet seit neuestem einen GPS-Tracker. Wenn einem zweimal ein teures Lastenrad gestohlen wurde, kann es hilfreich sein, sein Fahrrad mit der neuesten Kommunikationstechnik auszustatten.

Adam Opel: "Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad."

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Gute Stromsätze fürs neue Jahr

Der Strom wird teurer in 2011!

Der Volkswirt in mir sagt dazu nur folgendes: Die Nachfrage steigt kontinuierlich, das Angebot sinkt (Kohle, Uran und Öl werden knapp) - klar dass dann die Preise steigen.

Aber nein, so ist das ja gar nicht! Ich habe dieses Jahr zum Beispiel in einem Zwei-Personen-Haushalt fast 500 kWh weniger verbraucht als letztes Jahr. 500 kWh! Ich war doch ziemlich erstaunt, denn das ist wirklich viel, da in meinem Haushalt eh schon an der unteren Grenze des Möglichen Strom konsumiert wurde. Jedenfalls habe ich dadurch über 100,-€ zurückgezahlt bekommen. Damit kann ich jede Strompreiserhöhung des nächsten Jahres zahlen.

Die Einspeisung des Ökostrom wird teurer. Das ist allerdings nicht die Schuld des Ökostroms, sondern die der Netzbetreiber. Denn so wie die Bahn ihr Schienennetz an die Konkurrenz gegen Gebühr vermietet, so tut es auch die Telekom. Die Telefonleitung gehört zu weiten Teilen der Telekom, aber Vodafone und Alice dürfen das Netz auch nutzen, damit der Markt liberal ist, also Konkurrenz möglich wird. Das gilt auch beim Strom. Damit der Netzbetreiber, der für viel Geld die Stromnetze in Deutschland verlegt hat, für die Nutzung durch die Konkurrenz auch was bekommt, erhebt der Netzbetreiber eine Nutzungsgebühr. Das ist nur fair, denn sonst wäre die netzlose Konkurrenz immer günstiger, da sie die Netze nicht installieren und warten muss aber munter nutzen darf.

Die Höhe der Netznutzung legen die Betreiber aber selbstständig fest. Sie werden nur von der Bundesnetzagentur kontrolliert, damit klar ersichtlich ist, dass die Netzbetreiber die Nutzungsgebühr nicht unrealistisch hoch setzen.

Ökostrom fordert viel von den Netzen, da dieser Strom naturgemäß starken Schwankungen unterliegt. Daher ist die Netznutzung von Ökostrom besonders teuer. Da die Förderung von Ökostrom politisch gewollt ist, überträgt der Gesetzgeber diese Mehrkosten an den Endkunden. Und zwar nicht nur an den Endkunden von Ökostrom, sondern an alle Stromnutzer. Dies erscheint zunächst unfair. Da die Stromnutzer von Strom aus endlichen Energieträgern der gesamten Volkswirtschaft aber ihre externen Kosten aufbürden (Emissionen und Müll), sollte diese sogenannte EEG(Erneuerbaren Energien Gesetz)-Umlage nach dem Verursacherprinzip nur den Stromkunden zugeschrieben werden, die keinen Ökostrom beziehen. Ökostrom-Bezieher zahlen die EEG-Umlage aber auch.

Würden die Netzbetreiber die Netze so ausbauen, dass die starken Stromschwankungen der Erneuerbaren Enerien die Netzte nicht zusätzlich belasten, dann wäre eine EEG-Umlage gar nicht nötig! Dies werden die Netzbetreiber aber ohne Zwang nicht tun, da es betriebswirtschaftlich für sie keinen Sinn macht. So lange die vier großen Betreiber (EnBW, Vattenfall, E.ON und RWE) die Netzkapazität beschränken, so lange können sie ihre Marktmacht forcieren. Sobald die Netze fähig wären, jeden Strom am besten noch über Grenzen hinweg zu jedem nachgefragten Punkt ohne große Verluste zu transportieren, würde der Markt von der Konkurrenz überschwämmt. Dies ist natürlich nicht im Sinne der vier großen Kohle- und Atomversorger.

Wozu das ab 2011 führt, erklären die Kollegen von Daily Green.

Wenn die Preise steigen, dann ist das vielleicht  die Gelegenheit, den Stromanbieter zu wechseln. Es gibt auf der anderen Seite auch vier Große, und zwar die vier größten Ökostromanbieter EWS, Greenpeace Energy, Lichtblick und Naturstrom. Wie ein Wechsel geht, sagt Atomausstieg selber machen. Warum er sich vielleicht sogar für den Geldbeutel lohnt, sage ich euch demnächst.

Linda

Montag, 27. Dezember 2010

Winterwonderland


Wenn die S-Bahn streikt oder nicht fährt, wenn kein Auto sich bewegen kann, weil das Öl zu teuer ist (Okay, das ist schon ziemlich lange nicht mehr der Fall gewesen. Weltpolitik und -wirtschaft sorgen seit Jahren für einen kontinuierlichen aber nicht schockierenden Preisanstieg), dann steigt man aufs Fahrrad.

Ich habe das schon zu Schulzeiten regelmäßig gemacht. Im öffentlichen Nahverkehr wird immer wieder Mal gestreikt, und als absoluter Freund demokratischer Beteiligungs- und Demonstrationsrechte bin ich Sympathisant fast aller Streiks. Seit der Privatisierungswelle in den ehemals staatlichen Monopolbetrieben kommt es außerdem immer öfter zu Ausfällen von einzelnen Zügen, Busen, Zugstrecken oder ganzer Baureihen von Zügen. Also steige ich aufs Rad, das ist ja kein Problem. Es macht sogar noch Spaß und hält fit.

Aber halt, da war doch noch etwas? Schneeflocken, die nahezu unentwegt auf die Straßen und Gehwege niederfallen. Die Politik war auch hier sehr fleißig und hat die Beseitigung des Schnees klar geregelt. Auf den Gehwegen sind die Hausbesitzer zuständig, und auf den Hauptstraßen ist die Stadt oder Kommune zuständig. Bravo, alles schneefrei!

Hier zeigt sich sehr deutlich der Umstand, dass Radfahrer keinen eigenen Raum in der Verkehrsplanung der Städte haben. Sie sollen sich entweder den Verkehrsweg (lebensgefährlicherweise) mit den Fußgängern teilen. Diese Art der Verkehrsführung nennt man landläufig Radweg. Oder sie sollen sich den Straßeraum mit den viel schnelleren Autofahrern und ihren rasenden Kisten teilen. In der schnee- und eisfreien Zeit sind die meisten regelmäßigen Radfahrer in der Lage, sich ihren Raum zu erkämpfen (Ideal ist es trotzdem nicht. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte sei auf den Blog der Rad-Spannerei verwiesen). Aber in Wintern wie diesem und letztem sind Radfahrer komplett auf verlorenem Posten. Weder die Kommunen noch die Hausbesitzer sind zuständig für die Radwege, und die Nebenstraßen sind von Autos und Fahrrädern kaum befahrbar, so dass man sich als Radfahrer trotz Spikereifen und wetterfester Ausrüstung in Lebensgefahr begeben muss, wenn die rollenden Blechkisten zu rutschenden Blechkisten werden.

Es ist also kein Spaß mehr, wenn die S-Bahn nicht fährt und das Fahrrad keine Alternative mehr ist.

So führt die Sparwut des Staates dazu, dass umweltbewusste Fortbewegung unterbunden wird. Das kann in keinem volkswirtschaftlichen Interesse sein. Man muss sich doch wundern.

Linda


Warum ein grüner Blog?


Ich denke grün. Auch wenn dies eine sehr gewagte Behauptung ist, ist sie doch die meiste Zeit des Tages wahr. Um Umwelt bewusst zu leben, muss man sich den schönen Werbespruch vom Body-Shop tatsächlich zu eigen machen. Grün ist nicht nur eine Farbe, "it is a state of mind".

Den Müll zu trennen, auf das Auto wenn es geht zu verzichten und Biogemüse einzukaufen ist für viele Konsumenten in den letzten Jahren zu einem Trend geworden. Dass zwischen Umweltbewusstsein und ökologischem Verhalten seit Beginn der Umweltbewegung vor mehr als 30 Jahren bis heute eine riesige Lücke klafft, ist in der wissenschaftlichen Diskussion als "ökologische Verhaltenslücke" bekannt. Die Gründe für das Unvermögen, den eigenen Willen, den eigenen Verstand dazu zu nutzen, sein Handeln zu ändern, sind ebenso vielfältig wie unerklärlich. Denn obwohl der Trend zum Bioprodukt sogar die Discounter erreicht hat, ist ein Wandel in unseren Konsum- und Verhaltensgewohnheiten immer noch mehr als nötig. Sollte dieser Wandel eingesetzt haben, so schreitet er viel zu langsam voran.

Dieser Blog soll dazu dienen, die kleinen Dinge anzustoßen und die großen Dinge zu benennen. Meine Motivation ist eine tief empfundene Zuneigung zur belebten und unbelebten Natur. Ich werde versuchen, den ermahnenden Zeigefinger so selten wie möglich zu gebrauchen. Denn ein schlechtes Gewissen ist ein noch schlechterer Berater. Bitte verzeiht mir allerdings, wenn es mir nicht immer gelingen sollte. Ihr dürft mich dann gerne darauf hinweisen!

Jeder gute Blog sollte auch immer der eigenen Reflexion dienen. Da wir an dieser Stelle schon einige Male von Bewusstsein sprachen: Auch mir ist bewusst, dass ich noch viele sogenannte Ökosünden begehe. Auch diese werde ich in Zukunft ein ums andere Mal benennen.

Linda

P.S. Jap, das Design dieses Blogs ist eines der von blogspot vorgegebenen Muster. Bei Gelegenheit werde ich die Gestaltung sicher anpassen.