Montag, 27. Dezember 2010

Winterwonderland


Wenn die S-Bahn streikt oder nicht fährt, wenn kein Auto sich bewegen kann, weil das Öl zu teuer ist (Okay, das ist schon ziemlich lange nicht mehr der Fall gewesen. Weltpolitik und -wirtschaft sorgen seit Jahren für einen kontinuierlichen aber nicht schockierenden Preisanstieg), dann steigt man aufs Fahrrad.

Ich habe das schon zu Schulzeiten regelmäßig gemacht. Im öffentlichen Nahverkehr wird immer wieder Mal gestreikt, und als absoluter Freund demokratischer Beteiligungs- und Demonstrationsrechte bin ich Sympathisant fast aller Streiks. Seit der Privatisierungswelle in den ehemals staatlichen Monopolbetrieben kommt es außerdem immer öfter zu Ausfällen von einzelnen Zügen, Busen, Zugstrecken oder ganzer Baureihen von Zügen. Also steige ich aufs Rad, das ist ja kein Problem. Es macht sogar noch Spaß und hält fit.

Aber halt, da war doch noch etwas? Schneeflocken, die nahezu unentwegt auf die Straßen und Gehwege niederfallen. Die Politik war auch hier sehr fleißig und hat die Beseitigung des Schnees klar geregelt. Auf den Gehwegen sind die Hausbesitzer zuständig, und auf den Hauptstraßen ist die Stadt oder Kommune zuständig. Bravo, alles schneefrei!

Hier zeigt sich sehr deutlich der Umstand, dass Radfahrer keinen eigenen Raum in der Verkehrsplanung der Städte haben. Sie sollen sich entweder den Verkehrsweg (lebensgefährlicherweise) mit den Fußgängern teilen. Diese Art der Verkehrsführung nennt man landläufig Radweg. Oder sie sollen sich den Straßeraum mit den viel schnelleren Autofahrern und ihren rasenden Kisten teilen. In der schnee- und eisfreien Zeit sind die meisten regelmäßigen Radfahrer in der Lage, sich ihren Raum zu erkämpfen (Ideal ist es trotzdem nicht. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte sei auf den Blog der Rad-Spannerei verwiesen). Aber in Wintern wie diesem und letztem sind Radfahrer komplett auf verlorenem Posten. Weder die Kommunen noch die Hausbesitzer sind zuständig für die Radwege, und die Nebenstraßen sind von Autos und Fahrrädern kaum befahrbar, so dass man sich als Radfahrer trotz Spikereifen und wetterfester Ausrüstung in Lebensgefahr begeben muss, wenn die rollenden Blechkisten zu rutschenden Blechkisten werden.

Es ist also kein Spaß mehr, wenn die S-Bahn nicht fährt und das Fahrrad keine Alternative mehr ist.

So führt die Sparwut des Staates dazu, dass umweltbewusste Fortbewegung unterbunden wird. Das kann in keinem volkswirtschaftlichen Interesse sein. Man muss sich doch wundern.

Linda


1 Kommentar:

  1. Stimmt so nicht, laut Senat sind die Privatunternehmen im Dienste der BSR für die Räumung der Radwege zuständig, wie gut dies geschieht kannst du selbst sehen, der R1 der auch an der Oderstraße langführt ist unter einem Meter Schnee verschwunden.

    Wäre ja auch kein Problem, wenn man dann wenigstens alle Straßen räumen würde und man da fahren könnte, aber nur auf Hauptstraßen bewegt es sich halt recht beschränkt, zumal die auch miserabel geräumt sind dieses Jahr...

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